Natürlicher Holzschutz: die ökologische Alternative
Natürliche Holzschutz-Verfahren, also die biozidfreie Abtötung von Holzzerstörern, kommt dem Bedürfnis vieler Bauherren und Eigentümer nach einer ökologischen und gesundheitlich vertretbaren Bekämpfungsmaßnahme entgegen. Die ausschließliche Anwendung von Wärme, die aus gutem Grund mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ ausgezeichnet wird, erfüllt alle Anforderungen an umweltfreundliche Verfahren. Hinzu kommt, dass chemische Holzschutzmittel als Gefahrstoffe klassifiziert sind und sich heute immer weniger Leute gerne in Räumen aufhalten, die zuvor damit behandelt wurden. Hier bildet der natürliche Holzschutz eine echte Alternative. Gerade angesichts dieser eigentlich positiven Eigenschaften natürlicher Holzschutz-Verfahren begegnen wir jedoch immer wieder skeptischen Rückfragen von Kunden, welche das Stichwort „öko“ mit verminderter Wirksamkeit oder Leistungsstärke gleichsetzen. Das gängige Vorurteil lautet, dass eine Wärmebehandlung nicht in dem Maße erfolgversprechend, also befallstötend, wirken könne, wie chemische Mittel. Jedoch ist in Wirklichkeit genau das Gegenteil der Fall.
Biologischer Holzschutz vs. chemischer Holzschutz
Für die Beseitigung von holzzerstörenden Insekten und Pilzen stehen eine große Zahl unterschiedlicher Mittel und Verfahren zur Verfügung. Neben thermischen, also ökologischen Holzschutz-Verfahren, versprechen unterschiedlichste chemische Mittel Abhilfe. Jedoch sind Biozide gegenüber dem natürlichen Holzschutz in vielerlei Hinsicht im Nachteil. So erfolgt die chemische Bekämpfung holzzerstörender Insekten mit sogenannten Langzeitmitteln, meist Häutungshemmern. Dabei fressen die für die Zerstörungen verantwortlichen Larven das zuvor behandelte Holz. Das Biozid, das die Larve dabei aufnimmt, verhindert den Häutungsprozess, der für sie überlebenswichtig ist. Jedoch kann es Wochen oder Monate dauern, bis dieser Prozess eingeleitet wird und in der Zwischenzeit lebt und frisst die Larve ungehindert weiter. Eine Gewährleistung über den Behandlungserfolg kann auf diese Weise kaum erbracht werden.
Die Bekämpfung von Echtem Hausschwamm in Holzbauteilen mit chemischen Mitteln ist technisch überhaupt nicht möglich. Für die Behandlung befallener Mauerwerksbereiche stehen lediglich sogenannte Schwammsperrmittel zu Verfügung, die ein Auswachsen und den erneuten Befall von Holzbauteilen verhindern sollen. Nach Abschluss der chemischen Maßnahme ist weiterhin vitales Myzel im Mauerwerk vorhanden. Darüber hinaus gibt es keine verlässlichen Studien über die Langzeitwirkung derartiger Mittel.
Die Vorteile des natürlichen Holzschutzes
Demgegenüber ist die Abtötung von holzzerstörenden Insekten und Echtem Hausschwamm bei natürlichen Holzschutz-Verfahren garantiert – und lässt sich auch nachweisen. So gewährleisten während der Beheizung durchgeführte Messungen, dass die notwendigen Lataltemperaturen erreicht und gehalten wurden. Darüber hinaus können zuvor angezüchtete Befallsproben in den Baukörper eingebaut und anschließend von der Bundesanstalt für Materialforschung (BAM) ausgewertet werden. Ihr unabhängiges Gutachten gibt noch einmal gesondert Auskunft darüber, ob die biologische Holzschutz-Maßnahme ein Erfolg war. Über die endgültige Abtötung des Befalls hinaus hat der ökologische Holzschutz aber noch weitere Vorteile. So sind natürliche Holzschutz-Verfahren werterhaltend. Während befallene Hölzer im konventionellen Holzschutz bisher immer zurückgeschnitten werden mussten, da sich das Eindringvermögen chemischer Wirkstoffe auf wenige Millimeter beschränkt, kann eine Beheizung abhängig von ihrer Dauer Holzbauteile bis in den Kern durchdringen. Wurden die befallenen Hölzer also vorher als erhaltenswert eingestuft, steht einer Sanierung ohne Rückbauten (fast) nichts im Wege.
Neue Planungssicherheit im ökologischen Holzschutz
Lange Zeit war lediglich die thermische Bekämpfung holzzerstörender Insekten normativ geregelt, während die Bekämpfung edes Echten Hausschwamms ein Dasein als „Sonderverfahren für den Einzelfall“ fristete. Durch wissenschaftliche Studien und Nachuntersuchungen behandelter Bauwerke wurden hinreichende Erkenntnisse darüber erlangt wurden, daß auch Echter Hausschwamm dauerhaft abgetötet werden kann. So hat sich die Situation seit 2012 grundlegend geändert. Seitdem sind Heißluftverfahren zur thermischen Bekämpfung von Echtem Hausschwamm in der DIN 68800, Teil 4 geregelt. Die Norm ist Ergebnis ausführlicher Studien an kulturhistorischen Einzeldenkmälern, aber auch im konventionellen Wohnungsbau, welche die Wirksamkeit des biologischen Holzschutzes eindeutig bestätigten. Die Neueinstufung als sanierungsbegleitende Maßnahme löst den natürlichen Holzschutz aus seiner bisherigen Anonymität und bietet Bauherren und Architekten mehr Planungsmöglichkeiten. In Kombination mit seinen vielen Vorteilen gegenüber chemischen Holzschutzmitteln ist zu erwarten, dass sich biologische Holzschutz-Verfahren in den kommenden Jahren weiter durchsetzen und verbreiten werden.
Chemischer Holzschutz – eine sinnvolle Maßnahme?
Viele Argumente sprechen gegen den chemischen Holzschutz. Dazu zählt vor allem der Umstand, dass er keine „endgültige“ Lösung gegen Holzschädlinge bietet, sondern lediglich ihre Ausbreitung verhindert bzw. mit zeitlicher Verzögerung wirkt. So kommen gegen Insekten vor allem Häutungshemmer zum Einsatz, welche den Häutungsprozess der Larven blockieren und dadurch eine Fortpflanzung verhindern. Bis dieser Fall eintritt, können jedoch Jahre vergehen und in der Zwischenzeit fressen die Holzschädlinge ungehindert weiter. Eine Gewährleistung über den Erfolg der chemischen Holzschutz-Maßnahme kann auf diese Weise kaum erbracht werden. Echter Hausschwamm lässt sich durch chemischen Holzschutz gar nicht bekämpfen, er wird durch Schwammsperrmittel lediglich an einer Ausbreitung gehindert. All diese Nachteile sind im Falle einer thermischen Maßnahme nicht gegeben. Thermischer Holzschutz garantiert eine dauerhafte, schnelle und biozidfreie Beseitigung der Holzzerstörer. Jedoch kann es in Einzelfällen dennoch sinnvoll sein, chemische Holzschutz-Verfahren anzuwenden, nämlich dann, wenn aus bestimmten Gründen eine thermische Maßnahme nicht umsetzbar ist.
Chemischer Holzschutz: Eine Alternative für den Sonderfall
Voraussetzung für eine erfolgreiche thermische Behandlung ist laut DIN 68800, Teil 4, Anhang E eine Erwärmung der befallenen Bauteile auf 55°C für 8 Stunden oder auf 60°C für 2 Stunden. Unter Umständen kann sich die Erreichung der Zieltemperatur aber als problematisch darstellen, nämlich dann, wenn kalte Außentemperaturen oder ungünstige bauliche Gegebenheiten dem entgegenwirken. Zwar ist prinzipiell auch eine thermische Behandlung von dickem Mauerwerk möglich, dies ist aber zeitintensiv und erfordert idealerweise sommerliche Temperaturen sowie die Möglichkeit, von zwei Seiten zu beheizen. Aus diesen Gründen ist auch eine Beheizung von erdberührtem Mauerwerk sehr aufwendig, da die Wärme über das Erdreich einfach abgeführt wird. Auch bei aufwendig gestalteten Möbeln mit Farbfassungen oder Blattgoldauflagen ist Vorsicht geboten, denn nicht alle überstehen die hohen Oberflächentemperaturen von bis zu 100°C. Besteht Unsicherheit über die Temperaturbeständigkeit des verwendeten Anstrichs, muss zunächst ein Restaurator zu Rate gezogen werden, bevor eine Beheizung stattfinden kann.
In solchen Fällen können chemische Holzschutzverfahren eine Alternative darstellen. Sie bieten eine Kompromisslösung, wenn eine thermische Maßnahme aus genannten Gründen nicht möglich ist, aber dennoch etwas gegen die Holzschädlinge getan werden muss.